Online-Glücksspiel ist in Deutschland weitgehend verboten. Das interessiert Anbieter, die im Netz vermeintlich Casinos testen, offensichtlich nicht. Und weil weder der Verbraucherschutz noch die Behörden dafür zuständig sind, werden sie nicht kontrolliert. Wir packen für euch die ganze Trickkiste der Casino-Tests aus.
Wer „Online-Casino-Test“ googelt wird überhäuft mit hunderten Seiten voller Rankings. Die bunten Logos der Anbieter ploppen dabei meistens in einer Bewertungs-Tabelle untereinander auf. Wow: Hier gibt es einen Willkommensbonus von 500 Euro, dort gibt es 200 Freispiele. Daneben tauchen oft Noten oder Sterne auf. Und mit einem Klick geht es zum jeweiligen Casinoanbieter. Sieht alles eher nach Werbung als nach einer neutralen Bewertung der Glücksspielanbieter aus? Richtig! Wer nämlich beim Googeln genau hinschaut, sieht bei etwa den ersten zehn Ergebnissen oben links das kleine Wörtchen „Anzeige“. Bei solchen Seiten handelt es sich meist um sogenanntes
Affiliate-Marketing: Jedes Mal, wenn jemand von der Testseite aus bei einem der Glücksspielanbieter landet und zockt, verdient der Anbieter des Rankings eine Provision dabei.
Affiliate bedeutet „sich anschließen, sich zusammenschließen“. In diesem Fall schließen sich Online-Casinos mit Anbietern von Test-Webseiten zusammen, die für ihre Produkte werben und erfolgsbasiert verdienen. Diese Art von Werbung ist an sich nichts Verbotenes. Erfunden wurde Affiliate-Marketing in den USA, wo das grundsätzliche Konzept in den frühen 1990er-Jahren entstanden ist. Amazon startete sein Affiliate-Partnerprogramm 1996 und war damit Vorreiter für das System. Heute nutzen diese Art des Marketings auch viele Influencer, die zum Beispiel Kosmetikprodukte über ihre Portale bewerben. Auch sie werben häufig über vermeintlich neutrale Produkttests. Darüber erschleicht sich der Produkthersteller- oder Vertreiber eher das Vertrauen der Kunden als wenn er es selbst direkt bewerben würde. Der Unterschied ist allerdings, dass Kosmetikprodukte in Deutschland selten illegal sind, das Spielen in Online-Casinos aber meist schon.
Auf vielen Testseiten ist das Thema Lizenz und Legalität auch ein Thema. Nur wird dort meist so getan als würden Lizenzen aus Malta oder Gibraltar in der ganzen Europäischen Union gelten. Das stimmt aber nicht. Denn in Deutschland ist Glücksspiel weiterhin in allen Bundesländern außer in Schleswig-Holstein verboten. Und selbst für das nordische Bundesland brauchen die Casinos eine spezielle Lizenz. In unserem Blog erklären wir euch
hier, welche Online-Glücksspiele gerade geduldet und legal und welche weiterhin illegal sind.
Bleibt die Frage, wie es überhaupt möglich ist, dass solche Anbieter in Deutschland massenhaft Online-Casinos bewerben, obwohl diese meist illegal sind. Die kurze Antwort: Weil sie es können. Die längere Antwort: Die Internet-Werbung für Online-Casinos unterliegt keiner Kontrolle. Weder Verbraucherschutz noch Behörden sind dafür zuständig. Wir haben verschiedene Verbraucherschutzzentralen in Deutschland kontaktiert. Die Aussage der saarländischen Zentrale steht dabei für alle: „Leider ist illegales Glücksspiel kein Thema, zu dem wir beraten“, sagt Heike Ehl von der dortigen Pressestelle. Damit ist das Thema für den Verbraucherschutz einfach abgehakt. Das gesetzliche Wirrwarr um das ganze Thema soll künftig eine Glücksspielbehörde überwachen, die aber erst ab 2021 eingerichtet werden soll. Es wird also vermutlich noch Jahre dauern bis es eine vernünftige Kontrollinstanz in der Republik gibt.
Immerhin sind ja einige dieser Testseiten mit dem kleinen Wörtchen „Anzeige“ gekennzeichnet. Sie ploppen bei der Google-Suche als Erstes auf. Wer weiter nach unten scrollt, entdeckt das ganze Ausmaß der Dreistigkeit. Dort finden sich dann Seiten wie:
www.betrugstest.com oder
www.wissen.de/sieben-tipps-um-betrug-bei-online-casinos-zu-erkennen. Was sehr seriös aussieht ist purer Bluff und meist einfach weiteres Affiliate-Marketing – allerdings ohne das kleine Wörtchen „Anzeige“ irgendwo. Die Seite „betrugstest.com“ benutzt sogar ein Siegel, das aussieht als sei es von der Stiftung Warentest. Wer genau hinschaut, erkennt, dass es nicht das Originalsiegel ist. Im Text dazu kommt dann irgendwo die Aussage: „Leider bietet die Stiftung Warentest solche Online-Casino-Tests momentan noch nicht an.“ Wer nun aber nur über die Seite fliegt, könnte davon ausgehen, dass die Stiftung Warentest doch welche prüft. Und dabei ist diese Seite bei weitem nicht die einzige, die den Namen oder das Siegel der Stiftung missbrauchen. Sogar auf der Homepage der halbwegs seriösen Rheinischen Anzeigenblätter findet man so etwas.
Hier könnt ihr euch das selbst anschauen. Ein weiteres Beispiel findet ihr unter
www.spielmitdemglueck.com. Heike Van Laak von der Stiftung Warentest sagt dazu: „Online-Casinos haben wir noch nie getestet. Dass es zahlreiche Seiten gibt, die User mit unserem Namen auf ihre Seiten ziehen, ist uns bekannt und unser Justiziar prüft, ob und wie man dagegen vorgehen kann.“
Ähnliches passiert übrigens auch mit dem guten Namen „Computer Bild“ – allerdings in so einer dämlichen Weise, bei der jedem Leser klar wird, dass damit etwas nicht stimmt. Ein Beispiel dafür findet ihr
hier. Was ihr auf Computer Bild tatsächlich findet sind Texte zu betrügerischen Online-Casinos und zum Thema Slots, die ja inzwischen rechtlich in Deutschland geduldet werden oder zu Social Casinos, die legal sind, weil dort nicht um echtes Geld gespielt wird.
Weiterhin gilt also: Egal, welche Tricks solche Testseiten anwenden: Online-Glücksspiel bleibt bis auf wenige Ausnahmen in Deutschland illegal. Und wenn ihr unwissentlich bei einem illegalen Glücksspielanbieter Geld verzockt habt, könnt ihr das zurückholen.
Chargeback24 GmbH